Es fängt damit an, dass ich am Sonntagmorgen als erste wach werde. Ich trinke ein Glas Wasser, bevor ich meinen ersten Kaffee nehme. Diese Routine ist so einfach, dass sie mittlerweile drin ist. Das Glas Wasser (besser zwei - ja, es ist immer Luft nach oben, man kann es immer noch besser machen) entgiftet. Natürlich weiß ich, dass ich als nächstes am besten wenigstens (es ist immer Luft nach oben) ein paar Minuten meditieren oder mindestens aus dem Fenster schauen sollte. Tue ich aber nicht. Ich schaue auf mein Handy und scrolle durch Instagram. Hier also der erste Fail des Tages. Und die Bewertung dessen ist dann auch direkt der zweite. Negative Gedanken über sich selbst stehen im Gegensatz zu der von mir und wohl hoffentlich allen angestrebten Selbstliebe. Und genau an dem Punkt sehe ich ein Video von Louise Hay, einer Autorin der Neugeist-Bewegung. Auf Instagram. Sie sagt mir, dass ich als allererstes am Morgen in den Spiegel schauen soll, um mir zu sagen, dass ich mich liebe. Und dann soll ich mich fragen, was ich denn heute für mich tun kann, um mich glücklich zu machen.
Okay, ich hab zwar schon Wasser, Kaffee und Instagram konsumiert, aber dann gehe ich eben jetzt trotzdem zum Spiegel und mache das. Ich nehme mir ein Sitzkissen und setzte mich vor den großen Spiegel. Ich schaue mich an und will sagen, was Louise Hay mir zu sagen empfohlen hat. Aber es geht nicht. Stattdessen sitze ich da und finde es komisch mir direkt in die Augen zu schauen. Mein Blick weicht meinem Blick aus und konzentriert sich auf die vom Heuschnupfen geschwollenen Bereiche ich meinem Gesicht und die trocken aussehende Haut. Ich sehe meine Merkelbäckchen (Sorry, Merkel), die immer tiefer zu hängen beginnen und ziehe meine Jawline mit den Fingern ganz leicht nach hinten. So ist es schon besser. Aber so ist es eben nicht.
Louise hat diesen Moment vorausgesehen. Weiter sagt sie in dem Video, dass wir als Babys und Kinder völlig eins mit uns sind und uns einfach nur fantastisch finden. Auf dem Weg verlieren wir diese schönen Gedanken über uns selbst und holen das Maßband aus dem Schrank (ich weiß genau wo meins liegt) und spannen es um unseren Bauch, um an einer Zahl abzulesen, ob wir uns akzeptabel fühlen dürfen.
Welche Anzahl von Morgenroutinen muss ich in welcher genauen Abfolge absolvieren, um akzeptabel zu sein und bin ich selbst Schuld, wenn meine mentale oder körperliche Gesundheit nicht immer optimal ist, weil ich ja durch den lebenden Beweis der Longevity-Theorien, Bryan Johnson (das ist der Mann, der versucht sein biologisches Alter wieder auf 18 Jahre zu bringen und am beweisen will, dass man ewig leben kann) weiß, was ich zu tun habe? Muss ich täglich meditieren und meinen Blutzuckerspiegel messen, um nicht selbst verschuldet auf die schiefe Bahn zu geraten?
Die Antwort liegt auf der Hand und doch sind all die Einflüsse von außen so wirkmächtig, dass ich eben nicht so ohne weiteres die passenden Worte in den Spiegel sagen kann.
Louise Hay rät, wenn es am Anfang nicht gleich klappt, Übung. Das Konzept leuchtet mir ein. Mich würde sehr interessieren, wie es euch geht, wenn ihr es auch versucht. Schreibt mir doch bitte mal. Und im Zweifel können wir alle gemeinsam etwas üben. Das Baby in mir ahnt: Es lohnt sich.